Gedenktafel für die verfolgten und ermordeten ehemaligen jüdischen Schüler
In einer äußerst bewegenden Veranstaltung ist am Montag eine Gedenktafel für die jüdischen Schüler unseres Gymnasiums enthüllt worden, die zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten verfolgt und teils ermordet wurden. Insgesamt waren dies 38 Schüler, sieben davon wurden Opfer der Shoa. Um an dieses Verbrechen sichtbar zu erinnern und diese wichtige Lehre aus der Vergangenheit mit in die Zukunft unserer Schule zu nehmen, ist die Gedenktafel in der neuen Eingangshalle angebracht, die wir mit dem Erweiterungsbau im nächsten Schuljahr in Betrieb nehmen werden.
Besonderer Ehrengast dieser Zeremonie war Gershon Willinger, der mit seiner Frau Jane auf Einladung der gesamten Schulgemeinschaft eigens aus Toronto/Kanada angereist ist. Sein Vater Guido und seine beiden Onkel Ismar und Kurt waren drei der Holocaust-Opfer unter unseren ehemaligen jüdischen Schülern. Gershon selbst ist als kleines Kind noch in drei Konzentrationslager verschleppt worden. Da fast seine gesamte Familie von den Nazis ermordet wurde, wusste er bisher nur sehr wenig über seine Wurzeln. Die AG „Jüdische Schüler des Comenius-Gymnasiums 1908-1945“ konnte für ihn nun wichtige Kapitel aus seiner Familiengeschichte rekonstruieren.
In seiner Rede bedankte sich Gershon Willinger bei den Schüler*innen der AG für ihr Engagement. Er forderte alle Jugendliche unserer Schule auf, die Menschlichkeit dauerhaft im Mittelpunkt ihres Handelns zu halten. Vor der Veranstaltung hatten die zehn AG Schüler*innen ihm die Originaldokumente aus dem Schularchiv gezeigt, auf denen die Schulkarriere seines Vaters und seiner beiden Onkel vermerkt ist. Dass er diese Puzzleteile aus dem Leben seiner Vorfahren in seinen eigenen Händen halten konnte und damit im Alter von 82 Jahren endlich wenigstens ein wenig über sie erfuhr, rühte Gershon Willinger sehr. In den nächsten Tagen wird er Zeitzeugengespräche mit den Jahrgangsstufen 8, 9, 10 und Q1 führen und von seinem eigenen Lebensweg berichten.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller hielt ein Grußwort auf der Gedenkveranstaltung, zu der neben Vertretern von Schülern, Eltern und Lehrkräften des Comenius auch Repräsentanten der Jüdischen Gemeinde und der Stadt, mit Bürgermeister Hinkel an der Spitze, erschienen waren. Auch Keller dankte den AG-Schüler*innen dafür, die Geschichte der Familie Willinger dem Vergessen entrissen zu haben. Sein Dank galt ebenso Gershon Willinger, dass er trotz aller Verbrechen, die in deutschem Namen seiner Familie angetan worden sind, nach Oberkassel gekommen und den heutigen Deutschen mit Freundlichkeit und Freundschaft begegnet. Gemeinsam enthüllten drei AG-Schüler, Gershon Willinger, Oberbürgermeister Keller und Schulleiter Koch die neue Gedenktafel.
Das Projekt wird von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) gefördert.